Kazimierz Żurowski
Forschungen über Relikte der Steinarchitektur in Grosspolen
Im Jahre 1966 sind 18 Jahre vom Moment der Aufnahme von systematischen Forschungen über die Anfänge des polnischen Staates vergangen und weil es das Jahr der mit der 1000-jährigen Geschichte unseres Staates verbundenen Schlussfestlichkeiten ist, bietet sich die Gelegenheit zu einer Zusammenstellung der in den Forschungen über die Relikte der präromanischen und romanischen Steinarchitektur in Grosspolen erhaltenen Ergebnisse. Am Anfang müssen wir uns vergegenwärtigen, dass im Moment des Startes zu diesen Forschungen, die Anzahl von bekannten Fundobjekten dieser Gruppe, selbst aus dem Gebiete von ganz Polen, nicht imposant war. Heute ist die volle Kenntnis der aktuell entdeckten Objekte sogar für Spezialisten schwer, denn jedes Jahr bringt neues reiches Erkenntnismaterial, welches uns über die Allgemeinheit und das hohe Niveau der Steinbaukunst im frühmittelalterlichen Polen informiert.
Die Übersicht der Resultate werden wir von Poznań anfangen, wo in dem Kellergeschoss der Kathedralekirche schon im Jahre 1946 früher unbekannte Relikte von Steinarchitektur ausgegraben wurden3, 4*. Die im Laufe der Forschungen, die bis zum Jahre 1956 dauerten, erhaltenen Ergebnisse weisen darauf, dass der heutigen gotischen Kathedralekirche zwei Bauten von älteren Kathedralekirchen vorangingen — eine präromanische und eine romanische, wobei die Interpretation der erhaltenen Quellen mit dem Fortschritt der Arbeiten und nach ihrer Beendigung korrigiert wurde5, 6. Die präromanische Kathedralekirche, die aus Bruchsteinen gebaut war, hatte einen dreischiffigen Grundriss, der im Westen mit einem Turmkörper geschlossen war7, 6. Ihren Bau kann man mit der Einsetzung eines Bistums in Poznań im Jahre 968 — und ihre Zerstörung mit dem böhmischen Überfall im Jahre 1038 binden. Auf demselben Platz wurde aus Quadersteinen eine zweite romanische Kathedralekirche errichtet, es wurden dabei in hohem Grade die Fundamente und Mauern der alten Kirche ausgenutzt, die neue Kirche wurde jedoch ostwärts vergrössert9. Diese Kathedralekirche überdauerte bis ins 13. Jh. Innerhalb des Hauptschiffes wurden Überreste von zwei Steingrabmalen aufgedeckt, welche hypothetisch als Grabmale der zwei ersten geschichtlichen Piasten — Mieszko I. und seines Sohnes Bolesław Chrobry angesehen werden10. In der Nähe der Grabmale hat sich ein trogförmiges Taufbecken erhalten, mit Mörtel ausgekleidet, das als eine Spur einer Massentaufe im 10. Jh. angesehen wird11.
Bedeutende Ergebnisse gaben die Ausgrabungen in den Kellergeschossen der Kathedralekirche in Gniezno. Einleitungsangaben waren schon in der Zwischenkriegszeit bekannt, aber die nur fragmentarische Kenntnis veranlasste Meinungsverschiedenheiten in der Interpretation der Quellen12–14. Neue Arbeiten brachten eine volle Kenntnis der Relikte, die innerhalb der drei Schiffe der heutigen Kathedralekirche geborgen waren, aber die Kellerräume der Kapellen und Türme waren noch nicht untersucht15. Aus den ausgegrabenen Relikten geht hervor, dass hier Reste von mindestens drei Kirchen (Kathedralekirchen) übergeblieben sind, aber es gibt auch kleine Fragmente von anderen Mauern, welche man weder in lesbare Komplexe verbinden noch ihre Funktion bestimmen kann15–18. Alle drei Kirchen waren dreischiffig, ihre Südmauern überdeckten sich und beim Bau der jüngeren wurden teilweise die alten ausgenutzt, die Nordmauern liefen dagegen in verschiedenen Linien. Die erste, gewiss in den letzten Jahren des 10. Jh. gebaute Kirche wurde im Jahre 1018 verbrannt, wurde aber wieder aufgebaut und ist erst in der Zeit des böhmischen Überfalls in 1038/1039 zerstört worden. Die zweite wurde erst längere Zeit nach der Zerstörung der ersten gebaut um im Jahre 1064 konsekriert. Das Datum ihrer Zerstörung ist nicht bekannt19, man weiss jedoch, dass eine neue Kirche (die dritte) in den letzten zehn Jahren des 11. Jh. errichtet und im Jahre 1097 konsekriert wurde. Von der Ausschmückung der Kirchen sprechen die Funde von verschiedenen kleinen Einzelteilen. Hier müssen wir den Mosaikfussboden aus Keramiktafeln mit farbiger Glasur, kleine gemalte Fensterscheiben aus dem 11. und 12. Jh., einen kleinen Kopf von einem zerbrochenem Gipsrelief, Fragmente von Anwurf mit Polychromie und ein mit einer Gipsplatte mit lateinischer Inschrift bedecktes Grabmal aufzahlen20, 21.
Es wurden ferner interessante Entdeckungen in den Kellerräumen des Pfarrkirche in Trzemeszno, Kr. Mogilno gemacht. Den Vermutungen gemäss haben sich dort Relikte von zwei Steinkirchen erhalten — einer präromanischen und einer romanischen. Beide waren dreischiffig wobei die jüngere sich teilweise mit der älteren im Schiffteil überdeckte, aber ostwärts verlängert wurde und ein Querschiff erhielt. Die erste wurde gewiss vor 996 errichtet, der zweite Bau dagegen, oder eher der Aufbau der zweiten Kirche fällt auf die Mitte des 13. Jh. (d.J. 1145)22–25.
Gewisse Neuheiten brachten die Untersuchungen der präromanischen Ruinen des Palastes und der Kapelle auf der Insel Ostrów Lednicki, Kr. Gniezno, die schon seit langer Zeit bekannt sind und schon seit 120 Jahren durchforscht werden26–30. Im Innenraum des Palastes wurden bis jetzt unbekannte Fundamente von zwei Mauern, die seinen Ostteil teilen entdeckt und es wurde ein lesbarer Grundriss der dem Palast anliegenden Kapelle, die nach einem Bauplan eines griechischen Kreuzes errichtet wurde, gefunden.
Zu unerwarteten Entdeckungen gehören die Fundamente eines nicht beendeten romanischen Gebäudes auf dem Burgwall in Giecz, Kr. Środa31. Es sollte ein aus einem Palast und einer Kapelle bestehender Komplex sein, mit analogischen Grundriss und Abmassen, wie der bekannte Komplex auf der Insel Ostrów Lednicki. Seinen Bau, der durch den böhmischen Überfall unterbrochen wurde, datiert man auf die 1. Hälfte des 11. Jh.32 Vor kurzer Zeit wurden im Nordteil des Burgwalles Überreste von romanischen Mauern gefunden, sie sind noch nicht ganz aufgedeckt worden, aber sie kommen wahrscheinlich vom ältesten Tempel in Giecz her. Reste von älteren Mauern und ein romanischer Altartisch wurden später in einer erhaltenen kleinen romanischen Kirche, die auf die 2. Hälfte des 12. Jh.33 datiert ist, in Giecz gefunden.
Gewisse Neuheiten brachten die Forschungen in Kruszwica. Auf der Vorburg wurden Quadersteine mit Mörtel, Bruchstücke von Fussbodentonplatten, kleine gemalte Fensterscheiben, Mosaikstücke und Bleiplatten für Dachdeckung gefunden, welche als Reste der einst hier stehenden St. Veit Kathedralekirche, die um die Mitte des 12. Jh. in eine Kollegiatstiftskirche verwandelt wurde34, 35, angesehen werden. Die Forschungen umfassten auch die Kellerräume der romanischen Kirche aus dem 12. Jh., die bis heute an dem rechten Ufer des Gopłosees steht. Es wurden dort Spuren von ursprünglicher Polychromie gefunden, Stücke von gemalten Fensterscheiben, Fussbodenplatten und in den Apsiden des Querschiffes von aus Quadersteinen gemauerten Altären37, 38.
Effektvolle Ergebnisse gab es in Strzelno in der Nachnorbertanerkirche, wo romanische, reich mit Reliefs geschmückte Steinsäulen39 aus dem 12. Jh. und das Nordportal mit einem Giebelfeld mit Skulpturen aus dem 13 Jh.40 entdeckt wurden.
Als das letzte von den neuentdeckten Objekten in Grosspolen müssen die Überreste der romanischen Kirche auf dem Burgwall in Zawodzie in Kalisz 42 genannt werden. Innerhalb dieser einschiffigen Kirche, die in ihrer Westseite einen Turm und in der Ostseite ein Presbyterium mit einer halbkreisförmigen Apside hatte wurden Überreste von zwei Grabmalen gefunden, von denen das eine als das Grab von dem im J. 1193 gestorbenen Mieszko Mieszkowicz und das andere als das Grab von Mieszko Stary (des Alten), der im J. 1202 gestorben ist, betrachtet wird. In den Trümmern wurden Fragmente von romanischen Skulpturen und vielfarbige kleine Fensterscheiben gefunden43.
Trotz bedeutender Erweiterung der Quellenbasis im Bereich der Steinarchitektur in Grosspolen, bestehen noch immer grosse Möglichkeiten für eine Vervollständigung der Liste dieser Gruppe von Funden. Die bisherigen Ergebnisse können als die erste Phase betrachtet werden und die Forschungsaktion muss weitergeführt werden — zumindest nach Massgabe des dringendsten wissenschaftlichen Bedarf.
Übersetzt von Aniela Lisowska
* Die Merkzeichen zu den Fussnoten betreffen den polnischen Text.
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