Marek Krąpiec, Teresa Krysztofiak
Die Bestätigung der Stammesgenese der Burg in Giecz(Zusammenfassung)
Im Aufsatz wurden die Ergebnisse der letzten Untersuchungen über die Chronologie der Befestigungen der frühmittelalterlichen Burg in Giecz dargestellt. In der jetzigen Form ist der Burgwall einteilig und umfast die ganze Halbinsel eines ausgetrockneten Sees. Während der Ausgrabungen in den Jahren 1949–1966 wurden im nördlichen Platzteil die Spuren von zusätzlichen Befestigungen freigelegt, die früher die Burg in zwei Teile trennten. Die infolge dieser Arbeiten entstandenen Festlegungen über die Umstände der Entstehung und Funktionierung des uns interessierten Objekts (B. Kostrzewski 1966) waren in der Literatur in nicht geänderter Form einige zehn Jahre zitiert.
Eine der ersten Aufgaben, die nach erneuter Aufnahme der Geländeuntersuchungen auf dieser Fundstelle realisiert waren, war die Prüfung der früheren Festlegungen über die Burgchronologie und Erhalten neuer Daten (darin der dendrochronologischen Daten), die eine Präzisierung der Chronologisierung von nacheinanderfolgenden Phasen des Befestigungsumbaus ermöglichen. Die in den Jahren 1995–2000 geführten Ausgrabungen konzentrierten sich auf der Untersuchung von zwei Abschnitten des äußeren Walls der Burg, nämlich seines südöstlichen Teils (so genannter Graben A in der Nähe der Palatiumsfundamente) und des nördlichen Teils (in der Nähe der Relikte einer Burgkirche). Auf Grund der letztens geführten Geländeuntersuchungen wurde ein neuer Versuch der Bestimmung von Raumentwicklung der Festung in den ersten Etappen Ihrer Funktionierung aufgenommen.
Die Überreste der ältesten Burg, welche der unbefestigten Besiedlung voranging, wurden in der nördlichen Fundstellenpartie freigelegt. In Anlehnung an eine Serie von dendrochronologischen Daten, die aus der Grundlage des äußeren Haufens der Wallaufschüttung und aus der verbrannten Abdeckungskonstruktion erhalten wurden, kann diese Anlage in 60. Jahre des 9. Jh. (nach 865) datiert werden. Bisher wurde nur der nördliche Abschnitte der Verteidigungslinie der ältesten Burg bestätigt. Da die Ausgrabungen beim südöstlichen Wallausschnitt (Durchstich A) die Entstehungszeit dieser Befestigungspartie erst als Anfang des 2. Viertels des 10. Jh. bestimmen, scheint es, dass die Stammesfestung nur den Nordteił der Halbinsel umfasste. Sie kann von dem Plan eines weniger oder mehr regulären Kreises mit Außendurchmesser von ca. 70 m, mit einem Platz mit ca. 45 m Durchmesser zeugen kann. Die ungelösten Probleme bleiben dagegen die Lage des Tors und Auslegung des Innerteils dieses Objekts.
In der 1. Hälfte des 10. Jh. wurde die älteste Festung umgebaut. In dieser Zeit wurde die Wallböschung mit einem Steinmantel verstärkt und die Befestigungslinie so ausgebaut, dass die Burg mit ihrem Umfang die ganze Halbinselflache umfasste. In dieser Zeit wurde die Befestigungslinie festgesetzt, welche die Grenzen der Festung in späteren Zeiträumen ihrer Funktionierung bestimmt. Die nächsten Umbauarbeiten des Walls beruhten auf der Erweiterung seines Fußes und Verschiebung des Grundkerns der Befestigungen nach außen, was gleichzeitig żur Verbreiterung der Burginnenfläche führte. Man weiß jedoch nicht, seit wann genau die Burg in Giecz in ihrer zweiteiligen Form nicht mehr existierte. Auf Grund der beim so genannten Innenwall durchgeführten Untersuchungen (1959, 1975) kann man voraussetzen, dass seine Nivellierung im 12.–13.Jh. erfolgte.
Eine Bestätigung der Stammesabstammung der Burg in Giecz im Kontext des unbezweifelten Rangs, den sie in der Zeit der Bildung und Erstarkung der Strukturen der Piastenmonarchie hatte, bringt ein neues Element in die Diskussion über die Anfange des polnischen Staates ein. Sie stellt Giecz als eine ernste Alternative für den neulich gestellten Vorschlag, den Stammsitz von Piasten in südgroßpolnischen Kalisz zu lokalisieren (A. Buko 1999; 2000).
Abbildungen
Abb. 1. Giecz-Grodziszczko. Fst. 1. Lage- und Höhenlinienplan des Burgwalls mit der Lage der Grabungsflachen für die Untersuchungen der Burgbefestigung. Gez. T. Krysztofiak
Abb. 2. Giecz-Grodziszczko. Fst. 1. Nordprofil des Durchstichs A (1995–1997) mit Kennzeichnung der dendrochronologischen Datierung der abgesonderten Sequenzen. Gez. T. Krysztofiak
Abb. 3. Giecz-Grodziszczko. Fst. 1. Untersuchungen bei der Burgkirche. A – Lage der Grabungsflächen auf der nördlichen Kirchenseite. B – Ostprofil der Grabungsflächen 2 Teil N, 10 und 20 (1998–2000; A - Nordwand des Burgkirchenschiffes, D - Fundament des so genannten nördlichen Annexes der Kirche). Gez. T. Krysztofiak
Abb. 4. Giecz-Grodziszczko. Fst. 1. Untersuchungen bei der Burgkirche. Grabungsfläche 10 — in Terrassen gestaltete Grundlage des Wallkerns der 1. Phase. Photo: M. Nowacki
Abb. 5. Giecz-Grodziszczko. Fst. 1. Untersuchungen bei der Burgkirche. Grabungsfläche 20 — System der Eichenbalken, die das Gelände unter den äußeren Wallkonstruktionen der 1. Phase stabilisierten. Photo: M. Nowacki
Abb. 6. Giecz-Grodziszczko. Fst. 1. Untersuchungen bei der Burgkirche. A — Grundriss der Wallkonstruktion der 1. Phase; B — Bereich der Wallkonstruktion der 2. Phase. Gez. T. Krysztofiak
Abb. 7. Giecz-Grodziszczko. Fst. 1. Untersuchungen bei der Burgkirche. Grabungsfläche 20 — Steinmantel, der die äußere Wallböschung verkleidet. Photo: M. Nowacki
Abb. 8. Giecz-Grodziszczko. Fst. 1. Rekonstruktionsversuch des Stammensburgbereiches. Gez. T. Krysztofiak
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