Giecz - gród pierwszych PiastówREZERWAT ARCHEOLOGICZNY w GIECZU
GRÓD, MUZEUM, WYKOPALISKA, LITERATURA ARCHEOLOGICZNA
Aktualizacja – 20.07.2015. Witamy

Teresa Krysztofiak

Giecz

Wersja polska

Die frühmittelalterliche Burg von Giecz wurde im unmittelbaren Zentrum des sich herausbildenden polnischen Staates errichtet und lag etwa 25 km südwestlich von Gnesen (Gniezno) und Ostrów Lednicki sowie ca. 30 km südöstlich von Posen (Poznań) entfernt. Die große Bedeutung, welche die ersten Piasten der Burg beigemessen haben, wird durch die Eintragung in der „Polnischen Chronik” des Gallus Anonymus bestätigt. Hier erwähnt der Geschichtsschreiber bei der Beschreibung der Streitkräfte Bolesław Chrobrys Giecz neben Posen, Gnesen und Włocławek als das Zentrum, aus dem der bedeutende Teil der fürstlichen Krieger mit einer Anzahl von 300 Panzerreitern und 2000 Schildträgern stammte. Die strate­gische Bedeutung des Ortes, der im Süden den Zugang zu Gnesen und Posen schützen sollte, wird auch durch den umfangreichen Bericht über die Besetzung der Burg durch den böhmischen Herzog Břetislav I. während seines Überfalls auf Großpolen (1038) bestätigt, der in der „Böhmi­schen Chronik” des Cosmas enthalten ist. Die besondere Stellung von Giecz in der Struktur des Piastenstaates zeigt sich auch darin, dass es wahr­scheinlich schon im 11. Jahrhundert das Haupt­zentrum der umfangreichen Kastellanei bil­dete, die das ganze Mittelalter hindurch fun­ktionierte. Die große Zahl an Hortfunden aus der Zeit des Frühpiastenstaates in der Kastellanei von Giecz, die zahlenmäßig die in der Umgebung von Gnesen und Posen zur gleichen Zeit deponierten Schätze übertrifft, weist ebenfalls auf die Bed­eutung der Burg hin. Zur wirtschaftlichen Entwic­klung dieses Zentrums hat zweifellos auch seine günstige Lage im Schnittpunkt der Fernhandels­straßen beigetragen. Der Ort, an dem die Burg entstand, war einst durch bedeutende natürliche Wehrvorteile gekennzeichnet. Die Burg wurde auf einer Seehalbinsel errichtet. Durch diesen floss der kleine Fluss Moskawa (Żrenica), einer der zahlreichen Warthe-Zuflüsse. Der Burgwall ist heute eine über der flachen Landschaft aufragende Erhebung mit einer Fläche von ca. 3,6 ha einschließlich der ihn umgebenden Wälle. Mit einer Innenfläche von ca. 1,6 ha gehört er in die Gruppe der größten frühmittelalterlichen Burgwälle Großpolens. Obwohl er durch den Bau des Pfarrhauses im Nordteil der Fundstelle und die damit verbundenen Einebnungen der nordöstlichen Wallpartie und auch durch die Anlage des neuzeitlichen Kirchhofs im südlichen Teil des Burginneren zum Teil zerstört wurde, hat er seine imposante Erscheinung bis heute beibe­halten. Seine Wälle mit der Basisbreite von 30 m erheben sich stellenweise bis zu 9 m über die ihn heute umgebenden feuchten Wiesen und Äcker. Die in den Jahren 1949 bis 1966 im Siedlungs­komplex von Giecz durchgeführten archäologi­chen Forschungen erbrachten viele interessante Entdeckungen zur Bestätigung der hervorragen­den Rolle dieses Zentrums im Frühpiastenstaat sowie zu seiner Entstehung. Wesentliche Kor­rekturen der daraus resultierenden Ergebnisse haben die 1993 wiederaufgenommenen und bis heute andauernden Grabungen geliefert.

Im Lichte der neuesten Forschungen rei­chen die Anfänge der frühmittelalterlichen Be­siedlung in der Siedlungskammer von Giecz bis in das 9. Jahrhundert zurück. In diese Zeit datieren sowohl die in unmittelbarer Nähe der Seehalb­insel als auch am Ort der künftigen Burg ent­standenen unbefestigten Siedlungen. Diese bilde­ten zu Zeiten der Burg ihr unmittelbares Hinter­land. So gab es in der nördlichen Nachbarschaft der Burg eine stark bevölkerte Burgsiedlung, und eine weitere Siedlung auf dem gegenüberliegen­den Seeufer wandelte sich in eine mit der Burg eng zusammenhängende Marktsiedlung um, die mit der Burg durch eine Brücke von ca. 6 m Brei­te und ca. 70 m Länge verbunden war.

Die in der letzten Zeit durchgeführten Forschungen am südöstlichen Abschnitt der Burgbefestigungen, wo drei Bauphasen des Walls festgestellt wurden, lieferten gut erhaltene Hölzer der Wallkonstruktion. Die Ergebnisse der dendrochronologischen Untersuchungen ermöglichten sowohl die Datierung der Anfänge der Burg als auch der aufeinanderfolgenden Bauphasen. Danach entstand die Burg im zweiten Viertel des 10. Jahrhunderts. Bei dem damals errichteten Holz-Erde-Wall handelte es sich um eine Rostkonstruktion. Die unteren Partien des Außenaufschüttung hatte man zusätzlich mit Hakenkonstruktion gefestigt. Zum Schutz diente in dieser Phase auch der als Rostkonstruktion angelegte Holz-Erde-Absatz. In den achtziger Jahren des 10. Jahrhunderts verbreiterte man die Befestigungen durch weitere Aufschüttungen. Von der Zerstörung der Burg mit ihren Befestigungen in der zweiten Wallphase zeugt eine Brandschicht mit Resten der Wallbekrönung, die vermutlich mit dem Überfall Břetislavs I. Ende der dreißiger Jahre des 11. Jahrhunderts in Verbindung gebracht werden kann. Bei der letzten Bauphase (um die Mitte des 11. Jahrhunderts) nutzte man die hohe Aufschüttung des früheren Walls und krönte diese mit einer Kastenkonstruktion. Diese war von außen mit Steinen verkleidet und durch einen Absatz aus Steinen und Lehm zusätzlich verstärkt worden.

Giecz-Grodziszczko.
Luftaufnahme von Fundstelle 1

Da die Befestigungen der Burg von Giecz und auch das Burginnere bisher nur in geringem Umfang erforscht wurden, stellen die Ergebnisse der durchgeführten Grabungsarbeiten noch keine ausreichende Basis für die Rekonstruktion der räumlichen Entwicklung der Burg dar. Sicher ist nur, dass die Burg schon in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts die gesamte Fläche der Halb­insel einnahm. Dies bestätigt die dendrochrono­logische Datierung (940) von Hölzern des nord­östlichen Wallabschnittes. Eine wichtige ergän­zende Information zur Aufteilung des Geländes innerhalb der Burg von Giecz war die Ent­deckung eines Innenwalls, der sich heute noch schwach im Gelände abzeichnet. Er trennte früher den kleineren nördlichen Teil (so genannte kleine Fürstenburg) vom größeren südlichen Teil des Burgwalls. Sein zeitliches Verhältnis zum Außenwall ist unklar. Bekannt ist nur, dass er am Ende des 12. Jahrhunderts oder an der Wende zum 13. Jahrhundert seine Funktion verloren hatte (nach den Befunden im oberen eingeebneten Bereich). Der Zeitpunkt seiner Erbauung zu Beginn des 11. Jahrhunderts lässt sich nur indirekt durch Vergleiche mit dem neu aufgedeckten palatium im südlichen Teil der Fundstelle und der Kirche im nördlichen Teil erschließen. Kirche und palatium wurden etwa zur gleichen Zeit oder in geringem zeitlichen Abstand zueinander erbaut. Die Bauarbeiten am palatium wurden nach Errichtung des Fundaments abgebrochen. Dies beweist das Fehlen von Spuren einer Zerstörung in den höherliegenden Schichten. Die Ost-West orientierte Palasanlage sollte aus einem rechteckigen Teil von 35 m Länge und 16 m Breite und einer an der östlichen Seite anschließenden kleinen Rotunde (Kapelle) mit ca. 16 m Durchmesser bestehen. In seinen Ausmaßen übertrifft die Anlage von Giecz das grundrissgleiche früheste palatium der Fürstenresidenz auf Ostrów Lednicki. Die Ursachen für den Abbruch der Arbeiten an diesem imposanten Bauvorhaben sind unbekannt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass diese Ursachen mit dem Beschluss über die Verlegung des Repräsentationsgebäudes in den nördlichen Teil der Burg zusammenhängen, der bald abgetrennt werden sollte. Diese Annahme scheint auch in Hinsicht auf die letztlich in unmittelbarer Nähe der Burgkirche freigelegten Überreste eines weiteren Gebäudes, plausibel zu sein.

Die am Anfang des 11. Jahrhunderts im nördlichen Teil der Burg errichtete und bereits erwähnte Kirche war wohl ursprünglich ein einschiffiger Bau mit 19,2 m Länge und 11 m Breite, dessen östliche Seite von einer halbrunden Apsis mit einen Radius von etwa 2,5 m abgeschlossen wurde. Die aktuell an dieser Kirche durchgeführten Grabungsarbeiten erbrachten ein interessantes und auf dem Territorium Polens einzigartiges Bauelement. Im östlichen Teil des Befundes fanden sich Reste einer Korridorkrypta, deren Form eindeutig auf ihre Bestimmung (Reliquienkult) hinweist. Das Nutzungsniveau der Krypta wurde ca. 1,2 m unterhalb des Bodenniveaus des Kirchenschiffes freigelegt. Aus der ersten Phase der Kirche stammen auch die verhältnismäßig zahlreichen Fragmente der auf polnischen Gebiet ältesten aufgefundenen Glocke. Die zahlreichen Architekturbefunde — auch die heutige Nikolauskirche in der ehemaligen Marktsiedlung ist aufgrund neuester Forschungen wahrscheinlich zeitgleich mit der Kirche im Burgwall erbaut worden — aus Giecz unterstreichen die Rolle dieser Burg als Zentrum zu Zeiten der ersten Piastenherrscher. Die Einflüsse rheinischer Architektur bei der Burgkirche aber auch das Patrozinium der Kirche in der Marktsiedlung — der unter den Angehörigen der Ottonischen Dynastie besonders verehrte heilige Nikolaus — deuten daraufhin, dass die Burg die Residenz des Sohnes und vorausbestimmten Nachfolgers Bolesław Chrobrys, Mieszko, war, der die mit den Ottonen verwandte Fürstin Richeza ehelichte.

Die ohne Widerstand der Burgbelegschaft erfolgte Besetzung von Giecz durch den böhmischen Herzog Břetislav während seines Überfalls auf Großpolen (1038) — sorgfältig und ausführlich durch den Geschichtsschreiber Cosmas in seiner „Chronik” geschildert — bildet eine deutliche obere Zeitgrenze für die Funktion dieser Anlage als Fürstenburg. Dies bedeutete jedoch keineswegs, dass Giecz später an Bedeutung verlor. Nach der Staatsrestitution und durch das ganze Mittelalter hindurch war Giecz der Sitz einer umfangreichen Kastellanei, wo die Piastenfürsten zusammentrafen und wo wichtige politische Beschlüsse gefasst wurden. Auch behielt Giecz seine Funktion als bedeutendes Kultzentrum bei, was sicherlich, neben der Tradition des Ortes und seiner damaligen Stellung in der Staatsstruktur, den Ausschlag gab, dass die Burg zum Sitz des Posener Archidiakonats wurde.


Literatur

Kostrzewski B., Zespół osadniczy w Gieczu. Przyczynek do formowania się miast przedlokacyjnych. w: I Międzynarodowy Kongres Archeologii Słowiańskiej, Warszawa 14–18.09.1965, 4A (Wrocław-Warszawa-Kraków 1968) 318–331.
Krysztofiak T., Dotychczasowe wyniki prac wykopaliskowych przeprowadzonych w Gieczu, gm. Dominowo w latach 1993–1997. Studia Lednickie 5 (Lednica-Poznań 1998), 343–351.
Krysztofiak T., Giecz-Grodziszczko, stan. 1. w: Civitates principales. Wybrane ośrodki władzy w Polsce wczesnośredniowiecznej. Katalog wystawy (Gniezno 1998) 45–48.
Wędzki A., Rozwój i upadek grodu gieckiego. Studia i materiały do dziejów Wielkopolski i Pomorza 4, z. 2 (1958) 5–37.
Gród w Grzybowie Muzeum Pierwszych Piastów na Lednicy Rezerwat Archeologiczny – Gród Piastowski w Gieczu
Grodziszczko 2, 63–012 Dominowo
Pajączek -- najlepszy polski edytor stron WWW